In Indonesien hat Tierschutz definitiv einen anderen Stellenwert als in Deutschland und vieles wird hier als “normal” hingenommen, wo so mancher Europaer entsetzt aufschreien wuerde. Auf der anderen Seite sind unserer Legebatterien, Viehtransporte und Masstierhaltung auch alles andere als eine artgerechte Tierhaltung. So muss man auch hier Dinge relativieren, bevor man mit dem Zeigefinger auf Leute zeigt und kritisiert. Was ich allerdings im Singa-Zoo gesehen habe geht hat mir fast den Magen umgedreht und mich einfach nur wuetend und traurig zugleich gemacht. Doch der Reihe nach. Singkawang ist eine Stadt im Nordwesten von West Kalimantan und gilt als eine der schoensten Staedte der Provinz. Tourismus ist ein Entwicklungschwerpunkt der Stadt. Eine neue Attraktion ist der Sinka-Zoo. Die Tageszeitung Equator-News schreibt in einem Lobschreiben, der “Sinka Zoo hat einige Besonderheiten” (“Sinka Zoo memiliki keunikan tersendiri. …”). Wie recht sie haben. Allerdings keine Besonderheiten, die fuer den Zoo sprechen sondern, die eigentlich zur sofortigen Schliessung des Zoos fuehren muessten.
Ich mag Zoos und obwohl viele Tiere sicher in freier Wildbahn besser aufgehoben waeren, sind Tiergaerten doch eine gute Einrichtung, um Kinder und Erwachsene Wildtiere naeher zu bringen, wichtige Bildungsarbeit zu betreiben und bei den Besuchern Zuneigung fuer Tiere und Verstaendnis fuer die Notwendigkeit von Tier- und Habitatschutz zu erzeugen. Weiterhin koennen sie als Genpool eine wichtige Funktion fuer den Erhalt bedrohter Arten spielen. Leider verfolgen nicht alle Zoos diese Ziele.
Obwohl es mehr und mehr gute Beispiele gibt, sind die Mehrheit der zoologische Gaerten in Entwicklungslaendern nach wie vor echte Gruselkabinetts. Der Sinka-Zoo reiht sich in diese Liste ein da hier die Tiere in elendigen Zustaenden gehalten werden. Es faengt damit an, dass Eulen und andere Voegel mit einer Schnur an einem Holzpfahl mit kurzer Querstange festbegunden sind und ohne einer Schattenstelle, geschweige denn eines Verstecks, in der Mittagessonne braten muessen. Die Schlangen sind in viel zu kleinen Buchten untergebracht und Beschriftungen oder gar Erlaeuterungstafeln sind eher die Ausnahme als die Regel. Aber wer braucht die schon, wenn das Konzept des Zoo es ist, mit dem Auto auf einem Parcour durch den Zoo zu cruisen und die Tiere in den Kaefigen aus dem Auto aus anzusehen, um moeglichst keinen Schritt laufen zu muessen. Man koennte ja ins Schwitzen geraten oder die Haut koennte gar braun werden. Im Sinka Zoo sind neben ein paar importierten Tieren wie Tiger und exotische Papageien v.a. Tiere Borneos ausgestellt. Natuerlich duerfen da auch die groessten Raubtiere der Insel, die Honigbaeren (obwohl sie sich v.a. von Insekten und Fruechten ernaehren) und unsere nahen Verwanden, die Orang Utans, nicht fehlen. Die Orang Utans sind nach den Bonobos, den Schimpansen und den Gorillas unsere naechsten Verwandten im Tierreich und wir Menschen teilen ca. 96% unseres Erbguts mit diesen rothaarigen, sehr intelligenten Menschenaffen. Wie diese Tiere hier gehalten werden zeigen am besten die folgenden Bilder und beduerfen keines Kommentars.
Die Orang Utans sind zwar nur temporaer, bis ein Gehege gebaut ist, in den Kaefigen untergebracht. Dennoch ist dies kein Zustand und wer weis wie lange sie schon und noch so leben muessen.
Unweit des Zoos habe ich die Folgende Statue gefunden. Eine Empfehlung fuer den Zoo-Betreiber ist es, statt der Tiere, lieber diese Statue ins Zoo-Gelaende zu stellen und sich am besten daneben (ich war mal so frei und habe das demonstriert), mit der Beschriftung “Schwein”. Vielleicht haben manche Vertreter der Spezies Homo Sapiens doch mehr Gene mit den grunzenden Ringelschwaenzlern gemeinsam als mit den Menschenaffen.
Man soll ja nicht nur meckern, sondern auch etwas tun. Da ich eher Pazifist bin habe ich den Weg der Anzeige gewaehlt. Allerdings war dies sehr ernuechternd. In Indonesien sind Orang Utans geschuetzt und der Fang, Handel und Haltung dieser Tiere ist per Gesetz verboten. In Kalimantan Barat ist die fuer den Schutz der Orang Utans zustaendige Stelle, BKSDA (Balai Konservasi Sumber Daya Alam – Nature Conservation Agency). Und so bin ich nach Pontianak zu BKSDA, ausgedruckte Photos und eine CD mit allen Bildern natuerlich dabei und wollte Anzeige wegen nicht artgerechter Tierhaltung geschuetzer Arten erstellen. Allerdings war der zustaendige Beamte bei BKSDA, an welchen ist verwiesen wurde, ein Vertreter der Beamtenspezies, wie ihn ein professioneller Satiriker nicht besser darstellen koennte.
Hatte er zu Beginn noch das Zaehlen irgendwelcher Seiten in einem vergilbten gruen eingebundenem Buch welches vor ihm lag unterbrochen und mich gefragt, was ich von ihm moechte, hat er, nachdem ich mein Anliegen vorgebracht hatte nur noch einen leeren Blick fuer mich uebrig und sagte in monotonem Indonesisch in etwa. “Ja, da koennen wir nichts machen. Da muessen sie schon eine schriftliche Anzeige erstellen und diese dann an uns senden. So kann ich meinem Vorgesetzten nicht mit ihrem Anliegen belaestigen.” Den Hinweis, das ich ihm ja Photos gezeigt habe und ich diese auch gern dem BKSDA ueberlasse, hat er mit “die Fotos koennen sie gleich wieder mitnehmen. Die werfe ich ohne ausfuehrliche schriftliche Anzeige gleich in den Papierkorb” abgeschmettert. Und dann hat er sich, ich noch vor ihm sitztend, wieder dem zaehlen der vergilbten Seiten zugewendet und mich eiskalt ignoriert. So leicht wollte ich nicht aufgeben. Eine schriftliche Anzeige… die wollte ich ja hier mit der Hilfe des BKSDA erstellen. Wenn man Ausgeraubt wurde geht man ja auch zur Polizei, und sie schreiben dann mit Hilfe des Betroffenen die Anzeige/den Bericht. Jetzt nach Hause gehen und einen Brief aufsetzten und mit der Post senden … das haette zu lange gedauert und die Anzeige waere wahrscheinlich auch gleich irgendwo in einer Schublade verschwunden. Mein naechster Versuch war dann, zu fragen, wer denn fuer diesen Zoo verantwortlich ist. Und ohne mich anzusehen, grummelte er etwas wie “Ja, wir vom BKSDA haben die Tiere zu dem Zoo gesendet und der Zoo ist von uns autorisiert.” D.h… die Tiere, die aus illegaler Tierhaltung bzw. Handel konfisziert wurden, hat BKSDA dann dem Sinka-Zoo zukommen lassen. Aus dem Regen in die Traufe… Mehr Kooperation war aber mit diesem Beamten nicht moeglich und ich wurde nun komplett ignoriert und selbst auf weitere Nachfragen kam nur noch ein grummeln und “schreiben sie einen Brief” zurueck. Das konnte es nicht gewesen sein und so bin ich, nach Nachfrage bei der Rezeption, direkt ins Buero seines Chefs. Dieser war ploetzlich ganz aufgeschlossen und tat sehr beruehrt von dem Fall. Ich hatte dann noch von den negativen Auswirkungen fuer den aufkeimenden Tourismus und dem Image West Kalimantans im Ausland erzaehlt, sollte der Zoo in die Schlagzeilen kommen. Jedenfalls hat er mir verspochen, sich persoenlich um den Fall zu kuemmern und den Sinka-Zoo ueberpruefen zu lassen. “Immerhin sind die Tiere ja von uns dahin gegeben worden” sagte er. Er versprach mir aber auch, mich ueber den Verlauf zu informieren. Was allerdings bis jetzt passiert ist weis ich nicht. Ich warte immer noch auf seinen Anruf. Aber ein Kollege welcher fuer ein Programm der groessten Organisation der deutschen Entwicklungszusammenarbeit taetig ist, hat seit neuestem sein Buero beim BKSDA. Er wollte wegen des Falls nachfragen. Ich bin gespannt auf seine Anwort. Wenn jemand der diesen Blog liest zufaellig nach Singkawang kommt, seht bitte nach und schreibt mir eine Mail, ob sich im Sinka-Zoo etwas geaendert hat.