Seit ein paar Wochen sieht man hier in Putussibau und in allen anderen Staedten Indonesiens deutlich mehr Rot-Weis als ueblich. Nicht dass ploetzlich die Pommes mit Ketchup und Mayo den Reis vom Fruehstuckstisch verdraengt haetten. Nein, vielmehr sieht man viele rot-weise-Fahnen, rot-weis-geschmueckte Tore, Lichterketten die rot-weise Tafeln mit der Zahl “65″ und dem Datum “17. August” umblinken und selbst Haeuser haben manchmal recht kitschige rot-weise Stoffschuerzen umgehangen bekommen. Indonesien bereitet sich auf den Hari Merdeka – Den Tag der Unabhaengkeit, oder besser gesagt den Tag der Proklamation der Unabhaengigkeit, vor. Vor 65 Jahren hatte Ex-Praesident Soekarno die Unabhaengigkeit Indonesiens proklamiert welche das Land nach 4 Jahren Kampf gegen die Kolonialmacht Holland schliesslich 1949 erreichte.
Appelle, symbolische Akte, formale Zerremonien sind so typisch fuer Indonesien wie das Nasi Goreng und dies wird an einem Tag wie dem 17. August besonders deutlich. Hastig werden Schandflecken ausgebessert, lange aufgeschobene Reparaturen muessen nun schnellstmoeglich noch vor dem 17. August erledigt sein und Strassen und Haeueser bekommen rot-weise Dekos. Schon Wochen vorher ueben die Jugendlichen welche dann an der Zeremonie teilnehmen Marschieren und still Stehen. Ueberhaupt hat das alles einen sehr patriotisch-militaerischen Charakter. Da wundert es dann nicht, dass auch bei der Fahnenzeremonie ein streng militaerischer Ton herrscht, alles super steif und formal ist. Die Behoerdenchefs sitzen zur Linken in Uniform auf Plastikstuehlen, deren Frauen zur Rechten. In der Mitte ist der Platz und das Rednerpult fuer den Bupati, das Regierungsoberhaupt des Distrikts, freigehalten. Gegenueber, getrennt durch den Appellplatz vor dem Bupatipalast muessen das Militaer, die Polizei und alle Gymnasiasten stehen.
Und so warten sie… bis dann der Bupati, der staerkste Mann im Distrikt unter Blaulicht-Kolonne mit seinem Luxuswagen eintrifft. Nun werden Reden geschwungen, es wird martialischen Befehlsrufen des Bupatis Folge geleistet, es wird marschiert, die Fahne gehisst und wieder eingerollt und wieder wegmarschiert. Dazwischen kippen 2 Soldaten und ein paar Schueler um (es ist ja Ramadan – der Islamische Fastenmonat, wo glaeubige Muslime am Tag nichts essen und trinken duerfen).
Ich weis nicht, ob Indonesier solche formalen und steifen Zeremonien wirklich moegen, oder ob sie diese einfach mitmachen da es von ihnen erwartet wird und man es eben schon immer so gemacht hat. Wie auch immer, egal ob Eroeffnungszeremonien, Einweihungen, Hochzeiten, … Es gibt immer laaaaaaanggge Reden – denen aber meist niemand wirklich zuhoert – es ist immer super steif und selten gibt es individuelle Elemente die dieses Event irgendwie von den anderen unterscheiden wuerde. Aber es gibt zum Glueck nicht nur Zeremonien.
Neben dem formalen Akt des Fahnenppells (ich glaube das machen die eigenlich 2x pro Tag – einmal zum Fahne hissen und einmal zum Fahne einholen – da es aber heute morgen wie aus Eimern vom Himmel geschuettet hat, haben sie beide Zeremonien gleich kombiniert), gibts um den 17. August aber auch noch andere Aktivitaeten. So finden (wenn denn nicht Ramadan waere) in der Woche davor viele Sportwettkaempfe und Volksfeste statt. Besonders beliebt ist z.B. das Klettern auf den mit Oel eingeschierten der Mast (Pohon Pinang) um die Preise am oberen Ende zu erhalten. Diese Jahr gibts sowas meines Wissens nach nur in den christlichen Subdistrikten.