Etwas, mit dem jeder Indonesienbesucher ueber kurz oder lang Bekanntschaft macht ist das Kamar Mandi – das indonesische Badezimmer.
Reinlichkeit hat hier einen hohen Stellenwert. Die nicht selten gestellte Frage “Sudah mandi?” – “Hast du schon geduscht?” ist oft gleichbedeutend mit “Hallo, wie geht’s?”.
Aber fuer den Indonesienneuling kann so ein Kamar Mandi (Badezimmer) schon eine Herrausforderung sein. In einem typischen indonesische Mandi gibt es ein grosses offenes Wasserbecken und eine Schoepfkelle. Die meisten Kamar Mandi haben zusaetzlich eine Hocktoilette mit integriert. Man macht mandi indem man sich mit der grossen Schoepfkelle mit einem erfrischenden Schwall Wasser, welches man zuvor aus dem Becken geschoepft hat, uebergiesst. Man seift sich ein und uebergiesst sich erneut. Das Wasserbecken sollte nicht als Badewanne missbraucht werden. Dies waere nicht sehr hygiensich, da Wasser ins Becken nur nachgefuellt das Becken selbst nur selten voellig geleert und richtig reinigt wird.
Die Hocktoilette ist die naechste Herrausforderung. Es gilt Balance zu halten und sich richtig zu positionieren (man will ja auch treffen). Nach Toilettenpapier wird man vergeblich suchen. Zum Reinigen nimmt man die Schoepfkelle in die rechte Hand, haelt die mit Wasser gefuellte Kelle hinter/unter seinem Hintern und spritzt sich mit der linken Hand Wasser daraus an die zu reinigenden Stellen. Sich dabei nicht die ganze Hose nasszuspritzen, koennen wohl nur echte Indoneiser.
Aber der Mensch man gewohnt sich erstaunlich schnell an Vieles. Den erfrischenden Wasserguss des Mandi finde ich sogar richtig Klasse. Nur ist es eine ziemliche Wasserverschwendung. Und das Hockklo. Auch an das habe ich mich gut gewoehnt. Es soll sogar gesuender sein, trainiert die Oberschenkelmuskulatur und ist definitiv hygienischer als ein Sitzklo (v.a. wenn die Reinigung des Badezimmers nicht so ernst genommen wird). Zum Glueck gibts auch Toilettenpapier in den Geschaeften zu kaufen (allerdings werden die Rollen von den Indonesiern eher als Hygienetuecher denn als Klopapier benutzt). Weiterhin ist das Hockklo auch deutlich sparsamer im Wasserverbrauch. Nur Seife fuer die Haende ist ein Muss – in oeffentlichen WCs (und in den meisten Buerogebaeuden) so selten wie Originalsoftware auf indonesischen PCs.
Mittlerweile gibt es aber auch schon sehr viele “Western-Style”-WCs. – Indonesier wollen ja “modern und fortschrittlich” sein und ein Sitzklo (trotz dessen Nachteile) gehoert in ihrem Weltbild dazu – Nur mit der Benutzung dieser hat so mancher Indonesier noch so seine Schwierigkeiten, wie das folgende Bild aus einem Hotel zeigt. Und das ist kein Witz, ich selbst kenne Leute, die sich mit den Fuessen auf die Klobrille hockten… das Sitzen wuerde weh tun…
Daneben gibt es auch alle moeglichen Kombinationen. Teilweise ist das Bak Mandi (der Wasserbehaelter) auch einfach nur ein grosser Bottich oder ein Eimer.
Allerdings gibt es auch viele Familien, die gar kein Mandi im Haus haben. V.a. in den Doerfern sieht man dies haeufig aber selbst in den Staedten haben viele Haeusser in Flussnaehe nur ein Floss-Klo. Ein Plumsklo mit der groessten Wasserspuelung der Welt sozusagen. Nur wird dieses Floss auch als Wasch- und Badestelle benutzt, was nicht gerade hygienisch ist, wenn der Nachbar gerade in seinem Flossklo unmittelbar flussaufwaerts “sein Geschaeft” erledigt. In den Ortschaften sieht man oft wie sich die Flosstoiletten dicht an dicht entlang des Flusses aufreihen. Aber immerhin ist die Reinigung der dieser Toilette einfach und es gibt immer fliessend Wasser.
Wenn in der Trockenzeit der Fluss allerdings zum Rinnsaal wird, ist diese Art des Mandi nicht mehr sehr vorteilhaft.
Oftmals wird zum Waschen und Baden auch die Badestelle am Fluss benutzt. Wenn man sich auch durchringen muss, den Gang zum Fluss anzutreten, so wird man doch mit erfrischend kuehlem und (wenn nicht gerade im Flussoberlauf Gold geschuerft wird oder Starkregen den Fluss mir Sediment truebt) sehr sauberem Nass belohnt. Besser als jede Dusche oder Badewanne!
Neben diesen zugegebenermassen einfachen Toiletten und Badestellen gibts in Indonesien auch das andere Extrem. Im Flughafen von Jakarta kann man zum Beispiel beim Wasserlassen Fische, im ueber dem Pissoir aufgehangenem Aquarium beobachten…
Wer nun Interesse verspuert, noch mehr ueber Sanitaersysteme zu erfahren moechte ich auf meine Diplomarbeit verweisen. Ecosan – Eine nachhaltige Lösung für die Sanitärprobleme der Marginalsiedlungen Limas (Peru)? (pdf, 1.5 MB) Ich hatte mich darin mit Ecosan-Konzepten fuer periurbane Raeume in der Stadt Lima (Peru) beschaeftig. Und Toiletten spielen dabei eine sehr wichtige Rolle.