Das in Kapuas Hulu jedes Jahr zur Trockenzeit Rauchschwaden die Luft schwaengern ist nichts Neues. Verantwortlich ist dafuer das Abbrennen der zuvor gerodeten Wanderfeldbau-Flaechen (Ladang) bzw. von Flaechen auf denen Kautschuk- und Oelpalmpflanzungen angelegt werden sollen. Neben dieser schon seit langem alljaehrlich stattfindenden Tragoedie fuer den Wald und das Klima, hat sich dieses Jahr eine weitere durch Feuer ausgeloeste Tragoedie, gehaeuft. Als ich heute morgen ueber die Kapuas Bruecke fuhr, sah ich viele Menschen in der Naehe des alten Marktes stehen. Bei genauerem Hinsehen wurde der Grund dafuer sehr schnell deutlich. Rauchschwaden stiegen auf, wo sonst Haeuser dicht an dicht standen. In der Nacht vom fuenften zum sechsten Juni hat ein verheerendes Feuer einen ganze Nachbarschaft von Putussibau in Schutt und Asche gelegt.
Man geht davon aus, dass das Feuer gegen 2 Uhr Nachts in einem der Haeuser ausgebrochen ist. Manche vermuten eine defektes elektisches Geraet in einer Schneiderwerkstatt andere sprechen von einem Kurzschluss in der Elektroinstallation in einem der Haeuser. Moeglich ist alles, da Elektrogeraete hier keiner GS-Zertifizierung unterliegen und die abenteuerliche Verkabelung fast aller Haeuser (auch mein Haus macht da keine Ausnahme) jedem deutschen Elektroinstallateur Alptraeume bereiten wuerde. Noch gibt es keine offiziellen Angaben, aber man spricht von 100 bis 175 abgebrannten Haeusern. Gluecklicherweise konnten wahrscheinlich alle Anwohner rechtzeitig ihre Haeuser verlassen, so dass niemand bei dem Feuer ums Leben gekommen ist. Die meisten der betroffenen Familien stammen von den Inseln Java, Madura, der Provinz West Sumatra bzw. sind chinesischer Abstammung. Oftmals sind sie als Haendler und Gewerbetreibende nach Putussibau gekommen bzw. haben hier Familien gegruendet. Einige von ihnen haben finanzielle Ruecklagen, Immobilien und andere Absicherungen fuer andere ist der Verlusst ihrer Haeusser, Geschaefte und Gueter aber der finanzielle Ruin. Eine Gebaeudeversicherungen hatten meines Wissens nach nur wenige.
Es ist ein bedrueckendes Gefuehl, diese Szene anzusehen, sich vorzustellen, wie manche alles Hab und Gut, Fotos und andere Erinnerungen binnen weniger Minuten verloren haben. Fahrradrahmen, Kochtoepfe, Zinkbleche, alte Blechtonnen, etwas Mauerwerk und verkohlte Pfaehle des Eisenholzes ist alles, was noch in den qualmenden Truemmern von den Haeusern uebrig geblieben ist. Waehrend die Strommasten schon wieder neu verkabelt werden, stehen viele Menschen fassungslos vor dem Anblick der Verwuestung, andere machen Fotos und wieder andere diskutieren wie es wohl zu dieser Katastrophe kommen konnte.
Im Moment kommen die meisten Betroffenen bei Verwandten und Freunden unter. Ob und in welcher Form die Opfer Hilfe bekommen, ist aber noch unklar. Mit Sicherheit werden demnaechst Spenden gesammelt, von denen das Allernoetigste wie Essen und Kleidung gekauft wird. Wenn jemand, der diesen Blog liest, helfen moechte – ich leite gern Spenden weiter. Tretet mit mir via helfen@hellomister.de in Kontakt. Ich habe ein deutsches DKB Konto sowie ein Indonesisches bei der Bank BRI und kann ohne Gebuehren Geld abheben. Ich versichere, dass ich 100% der Spendensumme dem lokalen Spendenkomitee uebergeben werde. I.d.R. gibt es fuer Spenden auch eine Quittung, welche ich per Email senden kann bzw. wenn gewuenscht, kann ich die Spendernamen und Summen auch hier in diesem Blog oeffentlich machen.
Da die meisten Haeuser in der Nachbarschaft des Alten Marktes in Putussibau ganz oder zumind. zum Grossteil aus Holz gebaut sind und sehr dicht beieinander stehen, hatte das Feuer schnell um sich gegriffen und die Feuerwehr sowie Helfer hatten es nicht leicht, den Brand unter Kontrolle zu bringen.
Dies ist die bisher schwerste Brandkatastrophe welche in Kapuas Hulu miterlebt habe. Allerdings sind seit meiner Ankunft Ende MAerz 2009 noch zwei weitere Grossbraende (von denen ich weis) geschehen.
Bei den Dayakvoelkern in Kapuas Hulu ist das Langhaus die traditionelle Wohnform und noch heute leben viele Familien gemeinsam unter dem Dach eines Langhauses. Solch ein Langhaus fasst nicht selten ueber 50 Familien und ist das zentrale Gebaeude eines Dorfes (Kampung). Langhaeusser boten v.a. in der Zeit, als die Kopfjadgt noch verbreitet war, guten Schutz (traditionelle Langhaeuser stehen auf mehrere Meter hohen Pfaehlen und sind nur ueber eine Art Stammleiter zu erklimmen). Allerdings sind sie, wenn in einem Bilik (Appartment) ein Feuer ausbricht, extrem brandgefaehrdet und nicht selten sind schon ganze Langhaeuser abgebrannt. Zum Beispiel ist das Langhaus des Dorfes Sawa im Juli vollkommen abgebrannt. Noch heute leben viele der Familien in nur notduerftig zusammengezimmerten Behausungen welche sie hinter der Brandstelle ihres Langhauses errichtet haben.
Ein weiteres Langhaus ist im Januar 2010 im Dorf Pulau Manak abgebrannt. Das Langhaus Belimbis fiel den Flammen zum Opfer, welche angeblich von einer sich an einer Kerze angezuendeten Katze ausgebreitet hatten. Aber sicher weis das niemand. Fakt ist aber, das sich das Feuer in den Giebeln der Langhaeuser rasend schnell ausbreitet und die Bewohner i.d.R. keine Zeit haben irgend etwas, ausser ihrem Leben zu retten.