Die Regenwälder Kalimantans gehören zu den artenreichsten Ökosystemen unserer Erde. Neben unzähligen Pflanzenarten sind sie auch Lebensraum vieler Tierarten. Tiger, wie (noch) auf Sumatra gibt es zwar nicht. Unser nächster Verwandter in Asien, der Orang Utan mit dem wir ca. 97% unserer Gene teilen, hat hier aber (noch) seine Heimat. Genauso wie Gibbons (die zweite Menschenaffenart Asiens), Honigbaeren, Nasenaffen, Lemuren, Krokodile, Tarsir und Slow Loris, Nashornvögel und Flughörnchen, um nur einige zu nennen. Sogar kleine Restpopulationen von Elefanten gibt es noch im Nordosten der Insel. Auch einige Nashörner soll es dort noch geben.
Einfach hat es die Tierwelt in Kalimantan aber nicht. Waldbrände, kommerzieller Holzschlag, Plantagen fuer Palmöl und Zellstoff, Siedlungsexpansion und Brandrodungsfeldbau rauben ihnen den Lebensraum.
Hinzu kommt noch die weit verbreitete Jagt der Dayak nach Bushmeet, der Handel mit tierischen Produkten aller Art denen Heilkräfte zugeschrieben werden (besonders für den chinesischen Markt). Sogenannte “Schädlinge”, also Tiere welche sich zu nah an die Gärten oder Plantagen trauen, werden abgeschossen und vergiftet und auch der Fang von Tieren, welche später als Haustiere ein armseeliges Dasein fristen müssen, ist hier weit verbreitet.
In der Summe führt dies dazu, dass viele Tierarten gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind, dass man ausserhalb besonders geschützter Gebiete nur selten Affen und andere grössere Tiere zu sehen bekommt, und wenn doch, dann meistens wie sie gerade das Weite ergreifen. Die Tiere haben auch gelernt, dass man von Menschen i.d.R. nichts Gutes zu erwarten hat. Empty Forests – Leere Wälder sind die Folge.
Dennoch ist es nicht schwierig, viele dieser Tiere zu sehen. Allerdings nicht in ihrem natuerlichem Habitat, sondern als Haustiere, angebunden an Hauspfosten, gehalten in engen Kaefigen, Plastikeimern u.a. – artgerechte Tierhaltung sieht anders aus. In Kapuas Hulu mit seinen grossen Waldflaechen gibt es immerhin noch Regionen, wo Wildtiere in ihrem natuerlichen Habitat leben koennen. Allerdings machen Strassenbau, Anlage von Plantagen, Verfuegbarkeit von Motorbooten, Bevoelkerungswachstum und Siedlungsexpansion sowie Bergbau diese Regionen immer mehr zugaenglich – und somit fuer Wildtiere gefaehrlich.
Ein Hindernis für den Erhalt der Tierarten ist, dass es kaum ein Bewusstsein für so etwas wie Tierschutz und die Notwendigkeit des Artenschutzes gibt. Auf der Entwicklungsagenda der Regierung und Konzerne stören diese Tiere nur – ziehen Berichte über Orang Utans die ihren Lebensraum an die Ölpalmindustie verlieren doch negative Schlagezeilen auf sich (wie z.B. der Report von Greenpeace Caught Red-Handed – How Nestlé’s Use of Palm Oil is Having a Devastating Impact on Rainforest, The Climate and Orang-utans ).
Die lokale Bevölkerung klagt zwar, dass es immer weniger Rehe, Wildschweine und Fische zu Jagen und Fangen gibt, ein nachhaltiges Wild-Management scheitert aber meist an Ressoucenkonflikten, dem Unvermoegen mit anderen Dörfern oder Stämmen zu kooperieren, dem Wissen wie solch ein Management aussehen koennte und der effektiven Kontrolle und Durchsetzung von Regeln zur Fangbegrenzung, Schutzgebieten, Schonzeiten etc. Erschwerend kommt hinzu, dass es mitunter ausreicht wenn nur eine kleine unbelehrbare Minderheit der Bevölkerung weiterhin jagt auf diese Tiere macht um einzelne Tierarten lokal auszurotten. So wurde in einem Dorf im Subdistrikt Batang Lupar ein Mann, der zum wiederholten Male einen Orang Utan geschossen hatte festgenommen – die Verurteilung war allerdings nur eine Verwarnung und den Rat “Mach das bloß nicht noch einmal!”. Ein Bekannter von mir, der lange Zeit Waldpolizist war antwortete mir auf meinen fragenden Blick als ich die unzähligen Tierköpfe und Geweihe in seinem Haus anschaute – “Ah die sind aus dem Wald von hier und aus dem Nationalpark – man kann sein Hobby eben nicht lassen”.
Es gibt zwar vereinzelt auch schon positive Beispiele, wie sog. Schutzseen (Danau Lindung) wo Regeln für die nachhaltige Nutzung aufgestellt wurden und wo es einen Managementboard gibt, welches die Einhaltung dieser Regeln gewährleistet. So darf in einem Teil des Sees Empangau nicht gefischt werden. Dort sind die Fische vor den Angeln, Netzen und Fallen sicher und können Nachwuchs hervorbringen. Dieser, wenn er sich dann in die Nichtschutzzone wagt, kann dann den Fischern in die Falle gehen. Ein- bis zweimal im Jahr und nur nach Zustimmung des ganzen Dorfes darf auch im Schutzgebiet gefischt werden. Dies ist dann ein großes Ereignis und der Ertrag ist stattlich. Der Gewinn wird dann i.d.R. für das Wohl des ganen Dorfes ausgegeben (Schulbau, Strassen/Plankenweg, Moschee etc.).
Wichtig ist, dass vor allem ein breites Bewußtsein für Artenschutz geschaffen wird, das sinnvolle Regeln und Gesetze für die nachhaltige Nutzung erlassen werden (Jagt ist ja ok, wenn der Bestand als solches nicht gefährdet wird) und deren Einhaltung auch gewährleistet wird sowie Zuwiderhandlungen angemessen bestraft werden.